d&b Soundscape schafft räumliches Klangerlebnis für „Philadelphia Voices“ in Kimmel Center und Carnegie Hall.
„Wir möchten die Musik zur Performancekunst erheben und ihre transformative Macht als Gegengewicht zu unserem Alltag entfesseln.“1 Dieses Selbstverständnis der Opera of the Future steht im Mittelpunkt von „Philadelphia Voices“, der sechsten und größten Installation von Tod Machovers Projekt „City Symphonies“. Die Vorführung fand in der Verizon Hall des Kimmel Center in Philadelphia (und später in der Carnegie Hall in New York) statt und vereint Tonaufnahmen aus dem Alltag von Bewohnern Philadelphias mit Machovers dichter Partitur für Orchester und Stimme.
„Dieses Projekt zeugt von Tods Genie“, sagte Ben Bloomberg, technischer und künstlerischer Partner von Tod Machover. „Wir verfügen über unzählige Aufnahmen von Klängen und Geräuschen. Die Kunst besteht darin, jedes Klangelement räumlich so anzuordnen, dass das Ganze nicht überladen und lärmend wirkt. Tod wollte, dass sein Publikum in der Lage sein würde, jeden Klang einzeln herauszuhören – sei es Stimme, Instrument oder Tonaufnahme – wie bei einem natürlichen Konzert ohne Einsatz von elektrischen Verstärkern. Mit d&b Soundscape standen uns die Breite und der Raum zur Verfügung, um das umzusetzen.“
„Wir präsentieren ein Live-Konzert in einem widerhallenden Konzertsaal mit vollbesetztem Orchester, 350 Stimmen und den gesammelten Klängen der Stadt“, beschrieb Bloomberg das Ensemble, das sich aus dem Philadelphia Orchestra unter Leitung von Yannick Nézet-Séguin, dem Westminster Symphonic Choir, dem Sister Cities Girlchoir und den Commonwealth Youth Choirs zusammensetzte.
Um die technischen Herausforderungen dieser Performance zu bewältigen, setzte Bloomberg auf die Services von Specialized Audio Visual Inc. (SAVI). „Die Verizon Hall fasst 2.500 Menschen. Der Zuschauerraum ist nicht tief, aber dafür ziemlich hoch“, sagt Matt Bell, Projektmanager von SAVI für „Philadelphia Voices“. „Das System, das wir für Tod Machover installierten, war für einen Raum dieser Größe recht klein und bestand hauptsächlich aus d&b Lautsprechern der Y-Serie sowie ein paar E6 Lautsprechern als Front-Fills und V-SUBs für die tieferen Frequenzen, alle mit D20 Verstärkern betrieben. Als Mischpult verwendeten wir ein Yamaha CL5. Für Breakouts nutzen wir die d&b DS10 und die DS100 in der Mitte. Die DS100 ist die Matrix- und Signalverarbeitungsplattform des d&b Soundscape-Systems.
„Das Resultat war ein 180-Grad-Aufbau von Soundscape: Nur fünf Line-Array-Lautsprecher – alle vom Typ Y8 – waren nötig und wurden über der Konzertbühne platziert. Ein Surround-System kam nicht zum Einsatz. Das Orchester war nicht mikrofoniert, klang also vollkommen natürlich. Der Chor war mit Mikrofonen ausgestattet, und dazu wurden die Tonaufnahmen abgespielt. Tod und Ben hatten eine originelle Idee zu diesem Projekt: Einige Geräusche hatten sie selber aufgenommen, aber die meisten Aufnahmen stammen von Privatpersonen – über eine spezielle App konnte ganz Philadelphia zu dem Projekt beitragen.“
In einem Online-Video beschreibt Machover, wie er die Geräusche aufgenommen hat, die bei der Zubereitung eines Philly Cheesesteaks im Restaurant Pat’s King of Steaks entstehen. „Ich durfte mein Mikrofon fast auf das Grillrost legen, auf dem die Cheesesteaks vor sich hin brutzelten, und dazu versuchte der Koch mir zu verklickern, dass Cheesesteaks gesund seien. Das alles haben wir in die Partitur aufgenommen.“2
Wie Bloomberg mit diesem einen Klangelement umging, zeugt von seinem gesamten künstlerischen Ethos. „Die Tonaufnahmen wurden räumlich um das Orchester herum angeordnet. Die Chormikrofone entsprachen der tatsächlichen Position der Sänger auf der Bühne. Obwohl die Sopranstimmen beispielsweise ganz links oben auf der Bühne standen, klingt die Beschallung mit der nahezu unsichtbaren PA-Anlage trotz des erheblichen Schalldruckpegels erstaunlich natürlich.“
„Viele der Tonaufnahmen waren binaural. So konnten wir das Publikum akustisch mitten in die Szenen versetzen, die Tod Machover aufgenommen hatte. Im Falle des Cheesesteaks hört man die Stimme des Kochs in der Mitte. Die Kochgeräusche im Hintergrund bewegen sich dynamisch im Raum – etwa wenn die Steaks gewendet oder Reste vom Grillrost gekratzt werden. Manchmal bewegte sich der Koch vor den brutzelnden Steaks und auch dadurch veränderte sich die akustische Wahrnehmung der Geräusche. Für den Zuhörer im Konzertsaal entstand der Eindruck, dass er sich genau an der Stelle befand, an der auch Tod Machover stand, als er die Tonaufnahmen machte.“
„Beim Chor und beim Orchester stimmte das, was Augen und Ohren wahrnahmen, eins zu eins überein. Und obwohl das eine live war und das andere aus dem System kam, klang beides vollkommen natürlich. Das zu erreichen, war alles andere als einfach. Wir gingen bei der Zusammenstellung und Platzierung der drei Klangelemente im Mix sehr sorgfältig vor, damit es immer einen Klang gab, auf den sich der Zuhörer konzentrieren konnte. Insofern war Soundscape fantastisch, da es dem Publikum ermöglichte, eine intime Beziehung zu der Performance einzugehen.“
„Genau das unterscheidet Soundscape von ähnlichen Produkten, die auf dem Markt erhältlich sind. Ich habe im Laufe der Jahre mit vielen solcher Systeme gearbeitet: Häufig bekommt man entweder eine gute Delay-Matrix oder ein gutes Panning, aber nie beides zusammen. Bei Soundscape hat man beides und dazu ein 3D-Modell vom Raum in d&b ArrayCalc – das System vereint also quasi das Beste aller Welten.“
„Vor allem in einem Konzertsaal, der nicht für elektrisch verstärkte Musik ausgelegt ist, ist die Balance zwischen Delay und Panning nur schwer zu erreichen. An einer Stelle des Stücks bat Tod das Publikum, ihm zu helfen, eine einzelne Stimme aus dem Chor herauszuhören und die dazugehörige Sängerin zu finden. Es war problemlos möglich, sie aus der Masse von 350 Sängern ausfindig zu machen – man musste einfach nur seinem Gehör folgen. In dieser Hinsicht ist Soundscape einzigartig – mit einem anderen System hätte das schlichtweg nicht funktioniert“, sagte Bloomberg.